Seit ihrem Debüt hat die Disney+-Serie Andor das Star-Wars-Universum aufgerüttelt. Anders als die typischen Jedi-Sagas oder Mandalorianer-Abenteuer erzählt sie eine düstere, politisch brisante Geschichte über Widerstand, Unterdrückung und die moralischen Abgründe des Kampfes gegen ein Regime. Doch warum wird die Serie so gefeiert? Hier sind die Gründe.
1. Eine erwachsene, politisch brisante Erzählung
Andor verzichtet auf Lichtschwerter und Macht-Prophezeiungen und konzentriert sich stattdessen auf die Menschen hinter der Rebellion. Die Serie zeigt, wie aus kleinen Unzufriedenheiten eine Massenbewegung entsteht – ein Prozess, der von Bürokratie, Korruption und persönlichen Opfern geprägt ist.
Inspiriert von realen historischen Ereignissen wie dem niederländischen Widerstand gegen die Nazis oder der französischen Résistance, zeichnet die Serie ein komplexes Bild von Revolution. In Staffel 2 wird beispielsweise das „Ghorman-Massaker“ thematisiert, das an den Holocaust und die Wannseekonferenz erinnert. Diese Parallelen zur realen Geschichte machen die Bedrohung durch das Imperium greifbar und unterstreichen, wie nah Andor an unserer eigenen Welt ist.
2. Moralische Grauzonen statt Heldenpathos
„Rebellionen werden aus Hoffnung geboren“, heißt es in Rogue One. Doch Andor stellt diese Hoffnung infrage. Die Serie zeigt, dass der Kampf gegen das Imperium keine klaren Gut-Böse-Dichotomien kennt. Stattdessen müssen die Rebellen entscheiden, wie viel sie opfern wollen – ob sie Unschuldige opfern, Familien verraten oder ihre eigenen Werte verleugnen.
Luthen Rael (Stellan Skarsgård), der Anführer des Widerstands, verkörpert diese Ambivalenz: Er ist gleichzeitig Visionär und skrupelloser Taktiker, der bereit ist, ganze Planeten zu opfern, um den Aufstand anzufachen. Selbst Cassian Andor (Diego Luna) entwickelt sich vom zynischen Einzelgänger zum Mann, der begreift, dass der Preis der Freiheit oft Blut ist.

3. Ein Star-Wars-Universum zum Anfassen – und Durchleiden
Andor zeigt das Leben unter imperialer Herrschaft in all seiner Brutalität. Ob willkürliche Verhaftungen, gefängnisähnliche Arbeitslager oder die systematische Ausbeutung von Rohstoffen – die Serie macht deutlich, wie das Imperium nicht nur Planeten, sondern auch Seelen zerstört.
Besonders eindrücklich ist die Darstellung von Alltagsheld:innen. Figuren wie Bix Caleen (Adria Arjona), die unter Folter und Trauma zusammenbricht, oder Mon Mothma (Genevieve O’Reilly), die ihre Tochter in eine politische Ehe zwingt, zeigen, wie der Widerstand auch persönliche Tragödien fordert.
4. Eine filmreife Produktion und herausragende Darsteller
Diego Luna liefert in seiner Rolle als Cassian Andor eine Oscar-reife Performance. Von der Verzweiflung bis zur Entschlossenheit durchlebt er jede Facette des Charakters, der sich vom Überlebenskünstler zum Rebellenführer wandelt. Unterstützt wird er von einem Ensemble, das keine Schwachstelle kennt – darunter Stellan Skarsgård als machiavellistischer Luthen und Denise Gough als eiskalte Imperialagentin Dedra Meero.
Hinzu kommt eine visuell atemberaubende Umsetzung: Die Serie nutzt echte Sets wie die Berge von Montserrat in Spanien für Mon Mothmas Anwesen oder aufwendig gestaltete Kostüme, die die Hierarchien des Imperiums spiegeln. Selbst Actionszenen wie Cassians Diebstahl eines TIE-Jägers fühlen sich kinoreif an.

5. Ein mutiges Ende – und warum es perfekt ist
Ursprünglich war Andor als Fünf-Staffel-Epos geplant, doch die Macher entschieden sich, die Geschichte auf zwei Staffeln zu komprimieren. Der Grund: Diego Lunas Alterung hätte im Prequel-Format nicht mehr plausibel gewirkt. Stattdessen springt Staffel 2 in Vier-Jahres-Schritten und verdichtet die Handlung zu vier filmähnlichen Blöcken.
Dieser radikale Erzählansatz gibt der Serie eine unvergleichliche Dringlichkeit. Jede Episode trieft vor der Gewissheit, dass Cassians Schicksal in Rogue One besiegelt ist – und dass jeder Sieg der Rebellion mit Verlusten erkauft wird.
Fazit: Warum Andor die Messlatte für Star Wars neu definiert
Andor ist kein klassisches Space-Opera, sondern ein politisches Drama, das die Mechanismen von Unterdrückung und Widerstand seziert. Es ist eine Serie, die ihr Publikum ernst nimmt, komplexe Fragen stellt und keine einfachen Antworten liefert. Mit ihrer düsteren Ästhetik, den tiefgründigen Charakteren und der schonungslosen Darstellung von Faschismus setzt sie nicht nur Maßstäbe für Star Wars, sondern für Serien allgemein.
Wie Showrunner Tony Gilroy es ausdrückt: „Wir erzählen, wie eine Gesellschaft zum Aufstand getrieben wird – nicht durch Helden, sondern durch Menschen wie du und ich.“ Genau das macht Andor so besonders – und unvergesslich.
Die zweite und letzte Staffel von Andor streamt ab jetzt auf Disney+.

